Capistranus‘ Vater war Ritter, er selbst ging als franziskanischer Wanderprediger, Inquisitor, Judenfeind, Reformator, Heerführer, Schutzpatron der Militärseelsorger und Heiliger in die Geschichte ein.
Capistranus hielt am 28. August 1452 in Erfurt die erste von 22 öffentlichen Predigten, die letzte am 24. September. Vier Tage verbrachte er innerhalb dieser Zeit mit diplomatischen Gesprächen beim Kurfürsten Wilhelm III., dem Tapferen in Jena, die tägliche öffentliche Predigt mit anschließenden Wunderheilungen inbegriffen. Er gibt für Erfurt 60 000 Zuhörer an – höchst respektabel für einen Sechsundsechzigjährigen. Sein „Manager“ spricht gar von 100 000. Erfurts Bürgermeister Hartung Kammermeister berichtet, Capistranus sei bei seiner Ankunft vom Rat der Stadt empfangen worden, in sein Quartier im Franziskanerkloster geleitet und jeden Morgen von zwei Ratsmeistern und Vierherren der Stadt feierlich abgeholt worden. Capistranus seinerseits rühmt Stadt und Universität inclyta civitas und causam adventus sui tetigit., als berühmte Stadt und voller guter Gründe, mit ihr in Verbindung zu sein. In Erinnerung blieben auch seine Bemerkungen zur Reparaturbedürftigkeit seines Quartiers, die wohl als geschickter Affront zu verstehen sind.
Capistrano ist der wesentlichste Reformator des Franziskanerordens mit dem Ziel der Durchsetzung der Observanz und folglich der Ablösung konventualer Kräfte im Orden.
Der innere Plan seiner Erfurter Mission wird aus seinem Werdegang verständlich:
Um 1400 immatrikulierte er sich an der päpstlichen Universität Perugia als Student der Rechte und des kanonischen Rechts; ab 1409 wirkt er als Jurist an mehreren hohen Gerichten und vermittelt in der Folge mehrfach zwischen verfeindeten oberitalienischen Kleinstädten. 1412 heiratet er. Nach Visionen während einer Gefangenschaft löst er die Ehe, um in den Franziskanerorden einzutreten – er schließt sich 1415 den Franziskaner-Observanten in Perugia an und erhält 1417 die Priesterweihe. Nun beginnt er zu predigen - Forderungen gegen die Häresie werden eines seiner Hauptthemen. Papst Martin V. erhebt den Eifrigen, Glühenden zum Inquisitor. Er soll im Orden zwischen Observanten und Konventualen vermitteln im Konflikt in der Armuts- und der Demutsfrage.
Mit diesem Ziel wirkt er ab 1420 als Wanderprediger in Italien und erweist sich dabei als strikter Unterstützer der päpstlichen Macht (So verfaßt er 1440 einen Traktat über die päpstliche Machtvollkommenheit).
1445 wird er nach der Niederlage eines der letzten Kreuzfahrerheere zum Kreuzfahrer-Prediger ernannt und wirbt eine große Zahl neuer Kämpfer an. Das Unternehmen scheiterte jedoch im Chaos. 1451 beginnt er eine ausgedehnte mitteleuropäische Missionsreise mit der Einrichtung einer franziskanischen Provinz in Wien. Danach widemt er sich einer radikalen „Hussitenmission“ in Böhmen und Mähren, in deren Folge der Papst seine Befugnisse als Inquisitor einschränkt. Das Jahr 1453 beschäftigt ihn mit der Initiierung von Judenpogromen, Verbrennungen und Vertreibungen in Polen, insbesondere in Breslau. Es bringt ihm den Beinamen „Geißel der Hebräer“ ein. 1452 unternimmt er jene Reise zur Reformierung des Ordens durch die Franziskanerprovinz Saxonia. Auf dem Weg durch Franken ist er erfolgreich in Nürnberg und Coburg. Danach in Eisenach und Arnstadt, bald auch in den Konventen der nördlicheren Städte, bewirkt er die Reformierung der Konvente, ausgenommen Rostock. Das eigentliche Ziel der Thüringen-Reise bildet Erfurt, die weitaus größte Stadt im mitteldeutschen Raum mit der derzeit angesehensten Universität Deutschlands, in der die Franziskaner lehrend fest verankert waren und dem Generalstudium für die Saxonia. Erfurt war somit eines der wichtigsten franziskanischen Zentren Deutschlands.
Jene 22 Predigten mit anhängenden Wunderheilungen stehen hier bestens kalkuliert im Vordergrund seines Wirkens. Eigentliches Anliegen ist die Reform des Ordens durch die Ausbreitung der Observanz. Das beinhaltet etwa: Aufruf zum Frieden, Einsatz der Bußpredigt gegen sittlichen Verfall, soziale Mißstände, Konkubinat und Hurerei. Sein schwieriges Arbeitsfeld war summa summarum „Die Stärkung der Brüder der deutschen Kirche und ihrer unauflöslichen Bindung an die römische Kirche und das Papsttum“ Sein Auftreten stärkte tatsächlich die Observanz in der Kustodie Thüringen, ohne jedoch einen klaren Durchbruch zu erzielen, denn hier wirkte Matthias Döring (sh. dort) als führender Vertreter der Konventualen und stärkster Gegner Capistranus‘ im mitteldeutschen Raum. Capistranus folgert bald, er habe die Erfurter Saat noch nicht ernten können trotz der 60 000 Hörer, die vor allem aus dem Umland zusammengeströmt waren. „Demnach dürften Capistranus die kritischen Stimmen nicht entgangen sein, die in Erfurt so zahlreich und laut wie nirgendwo anders erhoben wurden.“ ( M. Werner) Auch gewann er, anders als in Wien, Leipzig und Krakau, hier keine Novizen.
Capistranus fiel als Siebzigjähriger im Kampf gegen die Türken bei Vukova und wurde 1690 heilig gesprochen.
(Quellen: Wikipedia, Deutsche Biografie, Text A. Weiß, „Geschichtsquellen des deutschen Mittelalters“ bayrische Akademie der Wissenschaften, Petra Weigel „Die franziskanische Observanzbewegung in Thüringen“ in „Franziskaner in Thüringen/für Gott und die Welt“ Paderborn/München/Wien/Zürich 2008)